Diethard Franz, Inhaber und langjährigster Mitarbeiter von PEGASUS Reiterreisen, erzählt von seinem Traumjob: Wer gründete PEGASUS? Wann und wo? 1973 wurde PEGASUS von drei Reitbegeisterten gegründet, es gab zu dieser Zeit noch keinen „Reittourismus“ im heutige Sinn, allenfalls mal einen Ungarn-Ritt oder ein Wildnis-Reitabenteuer in Kanada. Wir haben also die Reiterreisen erfunden, in den ersten Jahren noch mit fünf bis sechs Angeboten (Andalusien, Kanada, Ungarn, Frankreich), 1978 gab es dann den ersten „richti- gen“ Katalog mit 22 Seiten. Wie kamen Sie zu PEGASUS Reiterreisen? Das Studium, ich gebe es unumwunden zu, war nicht meine Berufung. Nach einigen Semestern Mathematik (Trotzreaktion, da war ich immer der Schlechteste in der Schule), Informatik und BWL habe ich bei der TUI als Reiseleiter angeheuert. In mehr als einem Dutzend Länder weltweit wurde ich dann in den nächsten Jahren eingesetzt. Und was tat ich immer als Erstes: einen Reitstall suchen. So lernte ich nicht nur das Land, die Reitweisen, Traditionen kennen, die Sie hier auch in diesem Heft finden werden. Sprachen kamen fast wie von selbst dazu, insbesondere aber Verständnis und Kontakt zu den Einheimischen. Reiten in Togo, auf Pferden, die irgendwann mal den Weg in dieses Land gefunden hatten (alte deutsche Kolonie, Trakehner) oder auf der Rennbahn im „Royal Hongkong Jockey Club“ (Eng- lisches Vollblut), oder im rumänischen Vollblut-Arabergestüt in Mangalia. Dort unter strengsten Sicherheitsbedingungen der Securitate, weil Pferde nur für den Export bestimmt waren. Da durfte ich auf den kostbaren Tieren ausreiten, das hat man noch nicht mal den Reitlehrern zugestanden. Diese Kenntnisse haben mir zweifellos geholfen, als ich mich dann als Testreiter bei PEGASUS bewarb. Von da an ging es ziem- lich schnell „aufwärts“. Nach drei Jahren wurde ich Mitgeschäfts- führer, 1992 konnte ich das Unternehmen kaufen, auf dem Wege des MBO (Management-Buyout). Und dann jedes Jahr wachsen, da war dann nur noch wenig Zeit für eigene Reiterreisen. 22 Ist das Ihr Traumjob? Zweifellos, auch nach vierzig Jahren noch! Seit wann sind Sie Reiter? Ich komme nicht gerade aus einer „horsey“ Familie, genauer ge- sagt, hatte niemand bei uns irgendetwas mit Pferden am Hut. Eines Tages kamen ein paar Kommilitonen während des Studi- ums vorbei und fragten: „Franz, gehst du mit reiten?“ Klar, im Al- ter von 22 macht man noch jeden ausgefallenen Unsinn mit. Wir gingen zu einem Verleihstall, damals durchaus noch verbreitet in Deutschland. Man wurde höchstens gefragt, ob man einen Sattel mit oder ohne Griff (das Riemchen vorne am Sattelbaum) haben wollte, und schon ging es los, ohne Führung(!), ohne Rücksicht auf (Reiter)verluste. Und nach einer Viertelstunde schon im Galopp, denn Trab konnte niemand. Das war der Anfang von meinem persönlichen Glück auf dem Pferderücken! Klar, das erste Jahr schön in der Reithalle, von der Pieke auf gelernt und dann über Jahrzehnte verfeinert in Dres- surunterricht, dann Springen und sogar Vielseitigkeit in Irland, Military, wie man das damals nannte. Haben Sie selbst Pferde? Gehabt, ein einziges, einen dressurmässig ausgebildeten Lusita- no-Hengst direkt aus Portugal, der aber erst in meinem vierzigs- ten Lebensjahr zu mir kam und mich bis weit über die sechzig begleitete. Er starb dann mit 28 Jahren in meinen Armen, denn ich hatte das Glück, von Anfang an mein Pferd am Haus halten zu können. Welches ist Ihr Lieblingsland? Keines und alle! Das sage ich nicht, um allen Kunden gefallen zu wollen, denn die Reiterwelt ist so bunt, die Pferde so unterschied- lich und die Landschaften auf der ganzen Welt so vielseitig. Wie viele Ihrer Touren haben Sie selbst schon mitgemacht? Unzählige, tausende Kilometer auf dem Pferderücken, denn dies war ursprünglich mein Job: Reiterreisen testen. Nach einigen Jahren, als ich dann 1992 in die Lage versetzt wurde, PEGASUS zu kaufen, habe ich diese „Arbeit“ zunehmend den Kolleginnen überlassen, denn sie sollten ja jede unsere Reiterrei- sen kennenlernen und auch ihren eigenen Aspekt ihrer Wunsch- reisen einbringen, entwickeln und dem Kunden nahebringen. Wie werden die Touren getestet? Oberste Voraussetzung: nicht nur mal testen, sondern regel- mäßig besuchen. Einen Teil dieser Reiterfahrungen finden Sie in unseren über 110 Testberichten www.reiterreisen.com/artikel. htm Worauf achten Sie besonders? Ursprünglichkeit! Unverfälschtes Reiterlebnis nach den Gegeben- heiten des jeweiligen Landes. Den Rest passen wir dann schon an: Mongolei als typisches „Fleischesserland“? Dann muss man dort lernen, auch vegane Kost zuzubereiten. Der typische Altai- Sattel ist ein Gestell aus Blechrohren mit darüber gehängtem Lederfell - unreitbar für uns! Also: Sättel aus Europa importieren. Und nicht zuletzt eine gewisse Anpassung der Reiseleitung auf unsere Art des Umgangs mit Gästen. Wir wollen nicht nur reiten, sondern auch etwas über Kultur, Land und Leute und natürlich die Pferde erfahren. Wie viele Reitangebote hat PEGASUS ungefähr? Um die 400, vom Anfängerunterricht bis zur Abenteuerreise. Jedes Jahr fallen Reisen heraus, sei es auf Grund unzureichender Leistung, aus Altersgründen der Stallbesitzer, aus finanziellen Gründen, aus politischen Gründen. Es kommen aber auch jedes Jahr neue hinzu. Entweder werden sie uns von bereits existieren- den Reitställen vorgeschlagen oder wir suchen sie selbst, z.B. im Web. Es dauert zumeist ein bis zwei Jahre, bevor ein Programm spruchreif ist. Über seinen abenteuerlichsten Ritt berichtet Diethard Franz ab Seite 38 5