Meine letzte Lehrprobe als Realschullehrerin in Bayern hatte ich eine Woche vor Mutterschutz absolviert. Das zweite Staatsexa- men in der Tasche, das Kind im Bauch und meine Siebensachen im Kadett, ging es Anfang 1999 auf große Fahrt in das neue Leben in Irland. Und wie man hier so sagt: „I haven’t looked back since“! Was begeistert dich besonders an deiner neuen Heimat? Die Natur, das Meer, das Leben „in sync“ -also im Einklang mit den Gezeiten, dem Wetter und den Tieren. Die Iren sind sehr gastfreundlich, so dass es nicht schwer ist, hier heimisch zu werden. Den Mangel an öffentlichen Geldern, Organisation und Effizienz, mache die Iren mit ihrer hilfsbereiten Art und ihrem „sense of community“, ihrem Gemeinschaftssinn wett. Verbringen die Iren wirklich so viel Zeit mit Guiness im Pub? Und regnet es tatsächlich so viel? Früher war die Kneipe so etwas wie das Wohnzimmer der Iren, wo man sich traf zum Quatschen, Spaß haben, singen, lachen und trinken. Leider haben in den letzten fünf Jahren viele kleine Kneipen, vor allem auf dem Land geschlossen. Grund dafür ist die Einführung einer Promillegrenze, Corona und der neue Trend, dass Leute zuhause feiern. Guinness ist eine feine Sache aber nicht in jeder Kneipe gleich gut. Es lohnt sich, die Locals zu fragen, wo das beste Guinness gezapft wird. Für uns ist das Langs Bar in Grange. Zum Regen: hier gibt es eine Redensart „In Ireland the sun shines ten times a day“, d.h. Regen und Sonne wechseln sich ständig ab. Man wird nass und gleich wieder windgetrocknet. Das Gute ist, dass es nie zu heiß zum Reiten wird und es vor allem am Meer nur sehr wenige Fliegen und Bremsen gibt. Was ist so besonders am Reiterland Irland? Die Iren sind Draufgänger. Springen, Jagden und Pony Games sind bei der heimischen Bevölkerung wesentlich beliebter als Dressurreiten. Bei uns am Hof geht es da ein wenig „deutscher“ zu, das heißt, wir achten schon auf eine solide Grundausbildung - allein schon wegen der Sicherheit der Reiter. Aber der Spaß bleibt natürlich trotzdem nicht auf der Strecke. Die irischen Pferde sind toll und für unser Business zum Strand- reiten ideal; Irish Cobs, also Tinker, Irish Draught und Connemara oder auch ein Mix aus allen drei Rassen. Unsere Pferde sind fast alle bei uns geboren und aufgewachsen, sie leben in der Herde auf der Weide, sind trittsicher und ausgeglichen, und wir achten darauf, dass sie alle Spaß an ihrem Job haben. Was empfiehlst du Gästen in Irland, was sollten sie neben dem Reiten sehen oder unternehmen? Als Naturmensch mag ich persönlich Wandern, Standup padd- ling und Surfen. Großartig sind die Sheepdogshows. Kulturell gibt es einiges: traditionelle Musik, viele Musik- und Literatur- festivals im Sommer. Zu empfehlen sind auch die steinzeitlichen Grabmäler, die an besonderen, mystischen Orten liegen. Erzähl uns noch ein wenig über dich: Was für eine Ausbildung hast du? Was ist dein Job auf dem Hof? Wie viele Pferde habt ihr? Ich bin Ansprechpartnerin für jeden, kümmere mich um den Hof und ums Büro. Außerdem trainiere ich die Pferde und gebe Reitunterricht. In Irland habe ich einige Qualifikationen erwor- ben.Ich bin Ride Leader beim BET (British Equestrian Tourism), Level 1 Coach beim HSI (Horse Sport Ireland, Level 2 Coach des Centered Riding®, Road Safety Trainerin der British Horse Society, Safeguarding 1 und 2 der British Driving Society, außerdem habe ich Erste-Hilfe-Qualifikationen. Raymond kümmert sich um die Landwirtschaft und die Technik. Er beherrscht die Pferdestärken des Fuhrparks und hält damit den Hof in Schuss. Unser Hof liegt direkt am Atlantik, das ist toll für jede Menge herrlicher Strand- ritte. Unsere wichtigsten Mitarbeiter sind die Pferde, derzeit tummeln sich 35 Pferde auf unseren Weiden. Vielen Dank, Ursula! Auf den nächsten Seiten erzählen wir von deiner schönen Insel. Ursulas Reiterhof: www.reiterreisen.com/ivt008.htm Über die grüne Insel Entspannte Reitstunde 53 53